DIRK TOLKSDORF: Kurzgeschichten | Bremerhaven | 01.04.2006 | mal sehen, war eigentlich erst der anfang, aber dennoch kein turkey-text, gelle.
►DEPP Die Pogo-Partei der Mitte ►Asi-Treff ►Ausgemustert Mustermensch
Geschlossene Türen: Sie saß auf dem Bettrand in einem Gang eines städt. Krankenhauses in einer kleineren Großstadt am westlichen Ende des Ruhrgebiets. Ihr Freund oder besser zu dem Zeitpunkt: der Typ mit dem sie in der gleichen Wohnung wohnte, die auf ihren Namen lief, lag mit einer Überdosis Junk, verkabelt durch verschiedene Schläuche durch die eine Flüssigkeit rann die intravenös injiziert, sein leben zu dem Zeitpunkt garantierte, in eben diesem Bett.
„Ich kann nicht mehr. Ich mach das nicht mehr mitmachen….“ Begann sie ihre theatralische Ansprache. Ihre braunen Augen blitzten stahlblau von der Qualität des Heroins.
„Du bist so kaputt…“ Sie konnte ihn nicht ansehen „…die haben dich kaputt gemacht..“ verbesserte sie sich schnell, ..“ich bin auch kaputt, aber ich kann nicht mehr so weitermachen…“
Er schaute sie an und streichelte sie über ihren Rücken. Er liebte sie in seiner von ihr bezeugten Kaputtheit. „Es wird alles wieder gut..“ „…ich will damit aufhören…“
Während er zu ihr sprach und es in diesem Augenblick meinte was er sagte, er war davon überzeugt so das es keinen Zweifel gab, bemerkte er ihren Gesichtsausdruck. Er betrachtete ihr Gesicht von der Seite da sie ihn nicht ansah.
Es bemerkte einen bis daher fremden Zug in ihrem Ausdruck, fremd und eine Spur linkisch.
Etwas war anders in diesem Moment, etwas war sonderbar an dieser Situation. Er fühlte sich betrogen. Er spürte dass sie getrennt waren, sie nicht mehr in die gleiche Richtung schauten.
Er fühlte durch den Drogennebel hindurch, das sie zum ersten Mal unehrlich zu ihm war.
Er spürte dass es vorbei war etwas unwiderruflich zerrissen war.
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DIETMAR KIRVES: Notiz zu Reichelts Film "Shoah und Pinups" | Berlin am 20.04.2006 | Eine Produktion von Reinhild Dettmer-Finke und Matthias Reichelt. Ein Film ueber einen alten Mann, der in seiner Krankheit im hohen Alter zu einer Dokumentation ueberredet wurde.
Es fehlen jegliche Informationen ueber die Mitbegruender der NO!art-Bewegung Sam Goodman und Stanley Fisher, durch die und mit denen er erst als NO!art-Kuenstler bekannt wurde.
Ebenso fehlen Informationen über seine ehemalige Freundin und Galeristin Gertrude Stein, die ihn gefoerdert hat, den Galerist Janos Gat, der die letzten Ausstellungen von ihm in New York organisierte, und seine vielen Freunde, die er zur NO!art-Bewegung motivierte.
Es fehlt auch jegliche Information ueber die NO!art-Webseite, die mit seiner finanziellen Unterstuetzung seit dem Jahre 2000 im Internet betrieben wird. Siehe ►www.no-art.info. Dort gibt es bereits informative Filme über Boris Lurie als Videostream zu sehen, wie der von Amikam Goldman "NO!art Man" und den von Naomi Tereza Salmon "optimistic - disease- facility".
Es gibt keinen Hinweis zu seinem poetischen Werk Geschriebigtes-Gedichtigtes, das in einem umfangreichen Buch anlaesslich seiner Ausstellung in der Gedenkstätte Weimar-Buchenwald veröffentlicht wurde. Im kuenstlerischen Werk von Boris Lurie gibt es nur vereinzelte Werke, die das Thema Shoah und Pinup beruehren und keinerlei bildhafte Beziehung zum Irakkrieg. Sein Werk ist vielmehr geprägt von dem Motto, dass "NO!art die strategische Kreuzung ist, auf der sich kuenstlerische Produktion und gesellschaftlich-kulturelle Aktion begegnen".
Es erweist sich hier mal wieder, dass Filmer, die Zugang zu öffentlichen Veranstaltungsplaetzen haben, Dokumentationen lancieren können, die nur bruchstueckhaft ein Bild von einer Person zeichnen, das nicht der Wirklichkeit entspricht. Warscheinlich handelt es sich hier um Trittbrettfahrer auf der Holocaust-Schiene.
Was soll das eigentlich heissen: Shoah und Pinup? Lässt sich solch ein Thema so billig abhandeln?
Leider kann Boris Lurie zu diesem Film nichts mehr sagen, da er schon des laengeren nicht mehr kommunizieren kann und sich in einem Pflegeheim befindet.